Den Grundstein zu der vertragsrechtlichen Grundlage der kulturell-humanitären Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und Österreich hat das Memorandum über die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien für Kunst und Kultur und für Bildung der Ukraine und dem Bundesministerium für Bildung und Kultur der Republik Österreich gelegt (unterzeichnet am 27.08.1997), sowie das Protokoll über die Veränderungseintragung zu dem o.g. Memorandum im Bereich der wissenschaftlichen Zusammenarbeit (unterzeichnet am 17.05. 2000).
Das neue Abkommen zwischen dem Ministerkabinett der Ukraine und der Regierung der Republik Österreich über die Zusammenarbeit in den Bereichen der Bildung, der Wissenschaft und der Kultur wurde am 14. März 2018 in Kyjiw von den Außenministern der beiden Länder in Anwesenheit der Präsidenten der Ukraine und Österreich unterzeichnet. Das Ministerkabinett der Ukraine hat das Abkommen am 5. Dezember 2018 in Kraft gesetzt.
Das interstaatliche Abkommen ist ein Rahmenabkommen, welches die von beiden Seiten vereinbarten Richtungslinien und Formen der Zusammenarbeit in den Bereichen der Bildung, der Wissenschaft und der Kultur bestimmt. Das neue Abkommen hat eine Möglichkeit gegeben, die ukrainisch-österreichische kulturelle Kooperation wesentlich zu intensivieren, neue Instrumente und Methoden einzusetzen.
Die Botschaft der Ukraine ist Ständiger Gast bei EUNIC (European Union National Institutes for Culture) – dem Netzwerk nationaler Kulturinstitute und Ministerien der Europäischen Union, nimmt an den Veranstaltungen dieses Vereins teil, unterstützt kulturelle Events, die von der ukrainischen Gemeinde und österreichischen Organisationen organisiert werden.
Im Jahre 2019 stand die Tätigkeit der Botschaft im Bereich der Kulturdiplomatie unter dem Motto des bilateralen Kulturjahres Ukraine-Österreich.
Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein EU-Land das ukrainische Kulturjahr ausgerufen, und dieses Jahr wurde zu der größten Präsentation der Ukraine im Ausland.
Im Rahmen des Kulturjahres hat die Botschaft eine ganze Reihe der Veranstaltungen in allen höchst relevanten Bereichen der Kunst und Kultur organisiert und durchgeführt.
Zu einem der bedeutsamsten Imageerfolgen des Jahres zählt die von der Botschaft initiierte und durchgeführte Implementierung der ukrainischsprachigen Audioguides in dem weltbekannten Museum Belvedere.
Dank der Zusammenlegung der Budgetmittel des Außenministeriums der Ukraine und der Einbindung der Sponsormittel der Raiffeisenbank International ist es der Botschaft gelungen, ca. 50 kulturelle Imageveranstaltungen in verschiedenen Formaten zu organisieren und zu unterstützen (mehr dazu s. unten).
Die öffentliche Tätigkeit der Botschaft fokussierte sich, wie auch in den vergangenen Jahren, auf der Verbreitung der wahrhaften Information über die Ukraine, insbesondere im Zusammenhang mit der weiterlaufenden Aggression der Russischen Föderation im Osten der Ukraine und der Okkupation der Halbinsel Krim.
Es fanden ständig traditionelle Sitzungen des von der Botschaft im Jahre 2016 gegründeten Businessclubs „Ukrainian Circle Vienna“ unter Teilnahme der führenden ukrainischen und österreichischen Geschäftsleute, Politiker und Künstler statt. Zu den Hauptaufgaben des Clubs gehört neben der Festigung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Österreich im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, auch kontinuierliche Imagepflege der Ukraine.
Hauptveranstaltungen der Kulturdiplomatie im Jahre 2020
Trotz der Pandemie hat die Botschaft die Arbeit im Bereich der Kulturdiplomatie fortgeführt.
Vom 15. bis 17. Februar (noch vor dem Lockdown) fanden in Wien Tage der Ukrainischen Katholischen Universität (UKU) statt. Die UKU ist eine international angesehene Bildungseinrichtung, die ihren Sitz in Lemberg hat. Zum Highlight der Tage wurde der Benefiz-Festakt zugunsten der UKU unter Schirmherrschaft des Erzbischofs von Wien, Kardinal Christoph Schönborn am 16. Februar. Ein besonderes Anliegen dieser Wohltätigkeitsveranstaltung war die Förderung der Filiale der Universität in Kyiiw, nämlich der Aufbau eines Zentrums für Analyse der gesellschaftlichen Prozesse. Am nächsten Tag veranstaltete die Botschaft ein festliches Frühstück für die Mitglieder der Delegation und Sponsoren.
Ende Februar fand in der Botschaft der Ukraine eine Veranstaltung zum Andenken an Borys Jaminskyi aus Anlass seines 10. Todestages statt. Borys Jaminskyi war ein ukrainischer und österreichischer Journalist, namhafter Vertreter der ukrainischen Gemeinde Wiens und Österreichs. Auf seine Initiative wurde 1992 die Österreichisch-Ukrainische Gesellschaft gegründet, die ein hohes Ansehen genießt – zu ihren Ehrenpräsidenten zählen z.B. Bundeskanzler a.D. Franz Vranitzky und Viktor Klima.
Im März-April war die Arbeit der Botschaft auf der Organisation der Sonderflüge für Heimkehr der Ukrainer konzentriert.
Im Mai fand im österreichischen Rundfunk Ö1 im Rahmen des Projekts „Nebenan“ „Die ukrainische Woche“ statt. Das vielseitige Projekt vereinigte Musik, Geschichte, Portraits der bekannten UkrainerInnen Österreichs, Buchlesungen und vieles mehr. Im Rahmen dieses Projekts konnte man die großen Kulturfiguren aus der Ukraine begrüßen, die sich in den letzten Jahren einen Namen in Österreich gemacht haben: die Band DakhaBrakha, die JazzmusikerInnen aus Odesa Andrij Prozorov und Tamara Lukasheva, SchriftstellerInnen Oksana Sabuschko, Andrij Kurkow, Maria Matios. Es wurden sowohl die klassischen Werke von Borys Ljatoschynskyi, als auch die moderne klassische Musik von Walentyn Silvestrow aufgeführt, sowie Konzerte unter Stabführung von Oksana Lyniv. Man präsentierte den Zuhörern markante und tragische Geschichte des Krim-tatarischen Volkes, Lesung der ukrainischen Autorin Tanja Maljartschuk ihrer Erzählung „Frösche im Meer“, für die sie vor zwei Jahren den Ingeborg Bachmann Preis gewonnen hat_ sowie Radiolesungen von Marjana Gaponenko - dem ukrainischen Star der modernen österreichischen Literatur.
Im Juni wurde auf Initiative der First Lady der Ukraine Olena Selenska das Projekt „Ukrainischsprachige Audioguides“ in der weltbekannten Kunstgalerie Albertina realisiert. Ukrainisch ist die neunte Sprache in der Liste der Audioführungen des Museums. Die Audioguides werden sowohl in der „klassischen“ Variante – als Gerät mit gespeichertem Text, als auch in Form eines Apps für Smartphones angeboten. In der ständigen Ausstellung sind Kunstwerke von Monet, Renoir, Toulouse-Lautrec, Signac, Matisse, Munch, Picasso, Modigliani, Chagall, Malewitsch, Kokoschka u.a. zu sehen.
Und bereits im August wurde eine neue Ausstellung in der Albertina mit rund 120 Werken von Cézanne, Renoir, Toulouse-Lautrec, Van Gogh, Matisse u.a. mit den ukrainischsprachigen Audioguides ausgestattet.
Das Projekt wurde von der Raiffeisen Bank International finanziert.
Am 16. September, im Rahmen des offiziellen Besuchs in Österreich, nahmen der Präsident der Ukraine Volodymyr Zelenskyy und First Lady Olena Zelenska an der feierlichen Präsentation des ukrainischsprachigen Audioguides im Kunsthistorischen Museum Wiens teil. Bei der festlichen Zeremonie war auch die First Lady von Österreich Doris Schmidauer anwesend. Das KHM zählt zu den größten und bedeutendsten Museen der Welt, sowie zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Wiens – ca. 1,75 Millionen Gäste im Jahre 2019.
Am 21. September fand unter online-Teilnahme des Botschafters Olexander Scherba die Präsentation des Buches "Ukrainische KZlerInnen vom Mauthausen" statt. Die Studie wurde von der Botschaft initiiert, von den Regierungen der beiden Länder finanziert und von den ukrainischen und österreichischen Historikern , dem ukrainischen Institut für Nationales Gedenken und dem Zukunftsfond der Republik Österreich durchgeführt. Es ist die umfassendste Erforschung dieses Themas, basiert auf den realen Zeugnissen der Häftlinge. Zum online-Ehrengast der Präsentation wurde der 95-jährige Ihor Malitskyj - einer der letzten lebenden KZler vom Mauthausen.
Hauptveranstaltungen der Kulturdiplomatie im Jahre 2019
Im Jahre 2019 hat sich die Botschaft in erster Linie bemüht, bedeutende Imageprojekte im Rahmen des Kulturjahres Ukraine-Österreich zu organisieren.
Zu einem der bedeutsamsten Imageerfolgen des Jahres zählt die von der Botschaft initiierte und durchgeführte Implementierung der ukrainischsprachigen Audioguides in dem weltbekannten Museum Belvedere.
Großes Interesse des österreichischen Publikums und Medienecho hat die historische Konferenz über Wasyl Wyschywanyi ausgelöst – Mitglied der kaiserlichen Familie Wilhelm von Habsburg, der die Ukraine als zweite Heimat gewählt und den ukrainischen Namen „Wasyl Wyschywanyi“ genommen hat. Mit dieser Konferenz eröffnete die Botschaft das Jahr der ukrainischen Kultur in Österreich. Einen inspirierenden und einleuchtenden Vortrag zum Leben des „Königs der Ukraine“ hielt der prominente amerikanische Historiker Timothy Snyder.
Es war symbolisch, dass der Ablauf des Kulturjahres durch noch einen brillanten Vortrag von Timothy Snyder gekennzeichnet wurde – gewidmet dem Thema der Hungersnot (Holodomor) in der Ukraine. Der Vortrag wurde von der Botschaft in Kooperation mit dem Ordinariat für die katholischen Ostkirchen in Österreich und dem Kardinal Christoph Schönborn im Rahmen der Veranstaltungen zum Gedenken der Opfer des Hungermordes in der Sowjetukraine organisiert.
Neben solchen Leuchtturmprojekten des Jahres 2019, wie Teilnahme als Schwerpunktland an der internationalen Buchmesse Buch Wien 2019, Organisation des Nationalstandes (das zweite Jahr hintereinander, mit Präsentation der 5 Verlage aus der Ukraine), Organisation und Durchführung des großen Konzerts unter warmherzigem Titel „Ukraine und Österreich – wieder gemeinsam“ im Mozarteum in Salzburg unter Teilnahme der ukrainischen Stars der österreichischen und internationalen Szene, Organisation des Konzertes des Nationalen Sinfonieorchesters der Ukraine auf der Hauptbühne vom Brucknerhaus Linz, Organisation der Gastspiele in Österreich der bekanntesten ukrainischen Musikgruppen Dakh Daughters und Dakhabrakha, Durchführung erstmals in Österreich der Tage der ukrainischen Küche, Organisation und Durchführung des Konzertes der ukrainischen Sakralmusik in der Darbietung des berühmten Chors „Dudaryk“ und der Opernsängerin Zoryana Kushpler im Stephansdom – der Hauptkathedrale Österreichs, Enthüllung der Gedenktafel zum Andenken an die Opfer des Holodomors und zum Einsatz des Wiener Kardinals Theodor Innitzer, der einer von wenigen westlichen Persönlichkeiten gegen den Hungermord in der damaligen Sowjetukraine protestierte, wurden noch mehrere Veranstaltungen organisiert bzw. unterstützt:
Einen großen Erfolg und Medienecho hatte die Diskussion zum Thema "Die Macht der Kultur. Wie Kunst, Literatur und Musik die Ukraine verändern".
Zum Abschluss der Saison fanden im Brucknerhaus Linz Sonntagskonzerte statt, die 2019 im Rahmen des Kulturjahres mit dem ukrainischen Lied „Es ritt ein Kosak über die Donau“ (Їхав козак за Дунай) eröffnet wurde – in Europa als „Schöne Minka“ bekannt. Das Konzert stand unter dem Motto „Ukrainisches Lied erobert die Welt“
In genereller Hinsicht hat das ukrainisch-österreichische Kulturjahr nochmals nachgewiesen, dass die Kulturdiplomatie einen großen Einfluss sowohl auf diplomatische, als auch auf zwischenmenschliche Beziehungen hat: viele Österreicher, die unsere Veranstaltungen zum ersten Mal besucht haben, sagten, dass sie die Ukraine für sich selbst neueröffnet haben.