DIE KRIM: VON „RUSSISCHER WELT“ ZUM „RUSSISCHEN GHETTO“
Jetzt, wo die besetzte Krim einem neuen katastrophalen Sommersaison entgegensieht, zieht man erneut verfehlte historische Parallele zwischen dem Krim-Diebstahl in 2014 und dem schottischen Referendum-2014. Das heißt – zwischen einem wirklichen Referendum das seit Jahren vorbereitet wurde, und einer Travestie, die unter Aufsicht der putin'schen Besatzer auf der Krim stattfand. Ja, es gibt gewisse Ähnlichkeit – so etwa wie zwischen einem Stuhl und einem elektrischen Stuhl.
Angefangen mit der Tatsache dass die innerhalb von zwei (!) Wochen gebastelte Krim-„Abstimmung“ absolut irrelevant war. Putin selbst hat in seinem neuen Video „Rückkehr in die Heimat“ klar und deutlich zugestanden: der Befehl zur Endlösung der Krim-Frage war von ihm höchstpersönlich gleich nach der Vertreibung des korrupten Präsidenten Janukowytsch erteilt. Das heißt, drei Wochen vor dem „Referendum“.
Putin beteuert, er wollte die Krim nur bewahren. Wovor? Warum musste der beste Ferienort für Russischsprechende aus ganzer Welt zu diesem düsteren, abgeschotteten Zankapfel, gespickt von Raketen werden? Das größte Paradox unserer Zeit: die ukrainische Krim war ziemlich nahe an die Verwirklichung des putin‘schen Traums der „russischen Welt“. Das war ein Ort wo die Russen, Ukrainer, Weißrussen aus aller Welt sich wohl fühlten und nach eigenen Sitten Ferien machten. Jetzt, dank Putin, ist diese Konzeption ein und allemal dahin. Die größte und zweitgrößte slawischen Nationen werden von nun an niemals einander in die Augen sehen können, ohne diesen miesen, verlogenen, verräterischen, angeblich nicht existierenden Krieg in Erinnerung zu haben.
Die Ukraine war das friedlichste Land Osteuropas – einer der wenigen post-sowjetischen Staaten, dem das Schicksal Tschetscheniens-2000 oder Georgiens-2008 nicht zugestoßen war. Und dann kamen die russischen Spezialeinheiten. Der einstige „Verteidigungsminister“ der Donezker Volksrepublik Igor Strelkow, der in Russland als Nationalheld zelebriert wird, beteuert großmäulig: „Ich habe diesen Krieg angefangen“. Auf seinen zahlreichen und vollgepackten Pressekonferenzen wird stolz berichtet, wie er und seine Kameraden zuerst die Abgeordneten der (Krim) Parlament in den Sitzungssaal für Abstimmung gegen die Ukraine gewaltsam zwangen, worauf hin sie dann wenige Wochen später nach Donbass kamen und das erste Blut vergossen.
Strelkow war der Todesengel dieses Krieges. Aber wer war mächtig genug um diesem Kaderoffizier der russischen Geheimpolizei und seinen Kameraden (Borodai, Bezler und anderen) solche Vollmacht zu geben? Eine rhetorische Frage in einem Land das von einem Kaderoffizier der Geheimpolizei regiert wird. Komische Sache: ausgerechnet von diesem Land wird die Ukraine jetzt „Junta“ genannt.
Oberösterreichische Nachrichten,